Workcamps finden meistens am Wochenende statt und werden von indonesischen und ausländischen Freiwilligen organisiert.
Es gibt einen Campleader, der sich zu verschiedenen Themen ein Projekt ausgedacht hat.
Mein erstes und zweites Workcamp behandelte zum Beispiel das imense Müllproblem in Indonesien.
Leider gibt es hier in Semarang keinerlei Umweltbewusstsein.
Für die Menschen ist es vollkommen natürlich ihren Müll dort fallen zu lassen, wo sie gehen und stehen.
Die Straßen sind gesäumt von Sambah (=Müll). Wenn die Indos in Semarang ihren Müll einsammeln, dann wird er an der Straße verbrannt.
Das heißt, wenn man durch die Straßen unserer Stadt geht, trifft man immer auf irgendeine Wolke von brennendem Plastik. Ich habe mir mittlerweile angewöhnt, immer ein Tuch dabeizuhaben, das ich mit um Mund und Nase binden kann. Das Traurige ist, das viele der Menschen scheinbar nicht wissen oder sich nicht dafür interessieren, wie giftig diese Gase sind.
Schon kleine Kinder stehen stundenlang und immerwieder neben irgendwelchen brennenden Müllhaufen völlig ungeschützt und atmen den Rauch ein.
Ich habe das Gefühl, als Nichtraucherin habe ich meine Lunge in einem Jahr hier mehr vergrätzt als ichs in Jahren als Raucher hätte schaffen können.
Das zweite große Problem mit dem Müll ist, dass er auch sehr häufig einfach in einen der Kanäle geschmissen wird, die die komplette Stadt durchziehen.
Das bedeutet aber wiederrum, dass in der Regenzeit die Kanäle verstopfen und das Wasser auf den Straßen steht. Natürlich der perfekte Übertragungsweg für allerlei Krankheiten.
Außerdem sind diese Kanäle für die ärmeren Indos die einzige fließende Wasserquelle.
Das heißt, wir sehen oben auf dem Berg einen kleinen Jungen, der ins Wasser pinkelt. Ein paar Straßen weiter putzt sich ein Mann mit genau diesem Wasser die Zähne.
Eine weitere Gefahr ist der Fischfang.
Semarang ist eine Hafenstadt. Die Schmutzkanäle der Stadt und alle Abwässer der Batikfabriken werden direkt ins Meer geleitet.
Ungefiltert.
Und direkt vor der Stadt gibt es große Fischereien.
Genau diese Gefahren wollten wir versuchen, den Menschen näherzubringen.
Unser erstes Workcamp war leider weniger effektiv.
Im Prinzip sind wir mit einer Horde Schulkindern über die Straßen gelaufen und haben den Menschen, die drumherum standen und uns Weiße anstarren wollten, den Müll vor den Füßen weggesammelt.
Die fandens natürlich sehr lustig, dass hier ein paar Bulles kommen und ihren Müll in ihren Vorgärten wegzuräumen.
Auch unsere Plakate haben da nicht geholfen den Menschen verständlich zu machen, was der Sinn hinter unserer Aktion war.
Ich war besonders traurig, als ich herrausfand, dass die Kinder eigendlich garnicht wissen, was Müll überhaupt ist.
Ich bin mit einer Gruppe Kindern losgelaufen und hab ihnen erklärt (so gut das eben mit Zeichensprache geht), dass wir nun den Müll von den Straßen holen.
Die Kinder waren übermotiviert und hatten sehr viel Spaß, mit einer Gruppe von Weißen rumzulaufen und etwas zusammen zu tun.
Sie haben mir nach einer Minute ganz stolz ihre Tüten gezeigt, in die sie Dinge wie Bananenblätter, Steine und Holzstöcke gestopft hatten.
An den Plastikstrohhalmen, Bechern, Verpackungen und Aluresten sind sie einfach vorbeigelaufen.
Es hat eine Weile gedauert, bis ich ihnen erklärt hatte, was MÜLL überhaupt ist.
Irgendwann hab ich dann einem unserer Projektleiter gesagt, dass ich denke, dass das was wir tun, nutzlos ist, wenn wirs einfach nur tun, ohne das die Menschen verstehen warum wir es tun.
Der hatte dann die gloreiche Idee, dass ich mich doch einfach mal in die Mitte der Straße stellen soll und erklären soll, was wir hier machen, er würde dann übersetzten.
Ich habe dann fröhlich begonnen über Gesundheit und Haltbarkeitszeiten von Plastik zu erzählen.
Nachdem wir dann 1-2 Stunden, jenachdem, wie lange man durchgehalten hat, in der sengenden Mittagssonne bei ca. 35°C Müll von Betonstraßen und dem drumherum befindlichen Straßenstaub (Fußgängerwege gibts hier so nicht) aufgeklaubt hatten, steht ein kleines Mädchen vor mir, lächelt mich an, schmeißt ihren Müll auf dem Boden, dreht sich um und geht.
Solche Situationen können wirklich frustrierend sein.
Erfreulicher an diesem ersten Workcamp war das Mangroven pflanzen.
Mangroven am Strand verhindern durch ihre Wurzeln den Verlust von Landmasse und filtern und speichern das Wasser.
Den ersten Tag haben wir also damit verbracht, 7000 kleinen Mangroven ein Leben am Strand zu ermöglichen.
Das zweite Workcamp nannte sich ,,Free Doctor Day".
Nur leider hatte unser Doktor abgesagt, d.h. wir haben mit den Kindern verschiedene Stationen rund um das Thema Gesundheit gemacht.
Es gab so grundlegende Sachen wir Zähneputzen oder Händewaschen zu erklären.
Wir hatten Malstationen, Englischstationen, Spielestationen und ich war in der Umweltstation.
Händewaschen lernen :) |
Wir haben versucht, den Kindern durch eine Geschichte, die sie nachspielen mussten, zu erklären, wie ungesund Umweltverschmutzung ist.
Nach dem Workcamp hatte ich das Gefühl, dass wir wenigsten einen kleinen Denkanstoß an die Kinder geben konnten. Trotzdem müssen solche Wc immer und immer wieder gemacht werden, bis es irgendwann wirklich bei den Leuten ankommt. Momentan ist unsere Arbeit eher wie ein Tropfen auf den heißen Stein.