Samstag, 22. Dezember 2012

Schulfrei!

Die Kinder in Indonesien hatten die letzten Tage schulfrei und wir hatten uns überlegt, ein wenig Englisch-Unterricht mit ihnen zu machen. 

Den ersten Tag habe ich vorbereitet. Begonnen haben wir ganz seriös mit englischen Kreuzworträtseln. 

Danach haben wir Angry Birds Masken gebastelt, was den Kindern unglaublich viel Spaß gemacht hat!
Sie mussten die Maskenvorlage ausschneiden und mit den vorgegebenen Farben ausmalen, zusammenkleben und das Bändchen verknoten. 
 












Den zweiten Tag hatte die andere Freiwillige, Frida, organisiert. 
An der Tagesordnung war Tiere aus Salzteig kneten, natürlich mit vorherigem Tiere erkennen und benennen!


Frida beim Teig kneten


Leider brauchten die Kinder viel Hilfe. Deshalb wurde die eigentliche Knet-Stunde eine Malstunde, da eine andere Freiwillige, Octa, die Idee hatte, etwas für den Muttertag (heute!) vorzubereiten.

In dem Sinne...






Octa und Lintang


Und was könnte es für ein schöneres Kompliment geben, als wenn die Kinder danach fragen, wann wir endlich die nächste Stunde machen wollen? 

P.s. Hey Mama, ich hab dich lieb!


Donnerstag, 6. Dezember 2012

Ein Hundsleben in Indonesien

Jedes Mal, wenn ich über den Markt gehe, kann ich beobachten, wie bis zu 7 Hühnchen an den Beinen aneinander gebunden neben den Verkaufstischen liegen und über Kopf umhergetragen, teilweise sogar geworfen werden. Auf den Tischen liegen ihre bereits geschlachteten Artgenossen. Die Tiere selbst sind nur noch am Leben, weil sie am Abend getötet werden sollen, damit ihr Fleisch frisch verkauft werden kann.


Diese Exemplare haben Glück, sie können sich die Beine vertreten, bevor sie geköpft werden

Wenn ich mir eine Hölle vorstellen kann, dann die, auf der Erde zu liegen, gefesselt an anderen Leidensgenossen, so eng, dass sich keiner bewegen kann, bei 32°C über Stunden in der Sonne, ohne Trinken und Nahrung, während der Geruch, der bereits getöteten Artgenossen sich bestialisch stinkend in der Nase ausbreitet.

Tiertransport a la Indonesien
Nach meinen ersten Monaten auf dem Markt ist es mir schwergefallen überhaupt noch Fleisch zu essen. Die Vorstellung, dass es von meinem Markt kommen könnte, war alles andere als Appetit erregend!
Fischmarkt. Morgens zappeln die Tiere noch...
Hahnenkämpfe sind Volkssport und immer für eine Belustigung gut. Die Hähne versuchen dabei sich gegenseitig den Hals auf zu schlitzen. Dem Verlierer werden nicht selten die Füße bei lebendigem Leibe abgehackt. (Begründung: Is` doch eh bald tot) Die gut abgerichteten Tiere versuchen noch im Sterben sich auf ihre blutigen Fußstümpfe aufzurichten um weiterzukämpfen.

Gern gesehen sind auch Affentänze. Sie sind ähnlich wie Bärentänze früher in Europa. Der Affe hängt an einer langen Stahlkette. Die Menschenmenge umringt ihn und schreit und brüllt. Das verängstigte Tier in der Mitte dieses Kreises, muss sich eine Maske vor das Gesicht halten und wenn der Dompteur an der schweren Metallkette reißt, muss das Tier einen Purzelbaum machen. Lustig nicht?!

Bild einer Tierschutzorganisation
 Aber die für mich schrecklichste Begegnung mit dem Leiden eines Tieres, hatte ich ca. vor einem Monat:

Auf dem Küchentisch lag eine kleine Plastiktüte, mit einem kleinen roten Fisch drin. Das Tier konnte sich nicht einmal drehen, so minimalistisch war sein Gefängnis gehalten, es schwamm in seinem eigenen Kot und ich glaube, dass das Wasser sich um ein paar Grad mehr erhitzt hatte, als angenehm für den Fisch sein konnte.
Ich fragte also meine Kollegin, was meine Chefin mit dem Tierchen vorhabe und erfuhr, dass es als Kinderspielzeug gedacht war. Mit Langerleitung hab ich nachgefragt, wie man den mit einem Fisch spielt? Die Antwort war sehr simpel. Man tut den Fisch in ein Glass und das Kind darf solange den Finger reinstecken und schütteln, bis das Tier mit dem Bauch nach oben schwimmt.
Menschen, die ich gerne habe und mit denen ich täglich arbeite, finden es völlig natürlich, das ein kleines Tier von ihren eigenen Kindern zu Tode gequält wird. Eine Sache, mit der ich leider nur schwer umgehen kann.
Kinderspielzeug
Ich will nicht Verallgemeinern, dieses sind meine persönlichen 
Erlebnisse und ich habe hauptsächlich mit der indonesischen Unterschicht zu tun. Menschen, die kaum Bildung besitzen, teilweise nicht einmal lesen und schreiben können. 
Sie behandeln ihre Tiere nicht besser, als ihre eigenen Lebensstandards sind.

Samstag, 10. November 2012

Karimunjawa


Ausblick als wir mit der Fähre ausliefen
Seit knapp 2. Monaten bin ich nun auf Jawa und der Alltag fließt so langsam seinen gewohnten Gang.
Unter Deck
Das schöne an meinem Aufenthalt in Indonesien ist, dass es hier auf der Insel wunderschöne Natur gibt, die einen Wochenendausflug mehr als lohnen.
Als letztes hat es mich auf eine kleine Inselgruppe namens Kalimunjawa verschlagen, wo ich mit einigen anderen Freiwilligen nach einer 7 Stunden Fährenfahrt ankam.
Die überfüllte Fähre
Aufstehen um 2 Uhr morgens hat Konsequenzen...





Als wir auf der Hauptinsel ankamen, durften wir den wundervollen Sonnenuntergang bewundern.



Am nächsten Morgen wurden wir mit kleinen Schnell-/Fischerbooten auf verschiedene (fast) einsame Inseln zum Schnorcheln gefahren.

Wie ausgezeichnet uns dieses Orange steht!







Das Mittagessen bestand aus frisch über Kokosnüssen gegrilltem Fisch. Enak! Wer hat in seinem Leben schoneinmal einen türkisen Fisch gegessen?



Aber das eigentliche Highlight war das Schnorcheln.


Es ist ein unglaubliches Gefühl von einem der Boote in das warme Meer zu springen, die Taucherbrille aufzusetzen, unterzutauchen und von einem Moment auf den anderen von den Geräuschen des Meeres umgeben zu sein.

Der knatter Motor des Bootes verstummt, das Gekreische und Gelächter der anderen Touristen verschwindet, man ist plötzlich alleine mit sich selbst.

Man ist umgeben von Klickgeräuschen, leisem Summen und feinen Tönen, die ich noch nie in meinem Leben wahrgenommen habe.

Die Welt oberhalb verschwindet und man taucht in ein neues Universum ein, in dem man ein Fremder ist.
Verschiedenste Arten und Formen von Fische, Korallen, Krebstieren und und und leben hier ihr alltägliches Leben. Kleine Fische picken an Korallen, Türkise Fische jagen rote Fische, Fische mit Schnabel-Mund, grüne Korallen, blaue Korallen, weiße Korallen, Anemonen und tausende Sorten an Pflanzen und Tieren, deren Namen ich nicht einmal weiß!
Diese allesumgebende Ruhe und Stille sind ein unglaubliches Geschenk und gibt einem die Möglichkeit sich auf sich selbst zu besinnen. Ich konnte lange nicht mehr so gut nachdenken, wie in diesen Minuten unter Wasser.

Das einzige störende Element an diesem perfekten Paradies sind die Touristen, inklusive mir. Die Boote, mit denen sie uns zu den Inseln fahren, hinterlassen überall schwarze Wolken an Auspuffgasen hinter sich. Die Menschen schmeißen Müll ins Wasser, vertäut wird an den Korallen, die abbrechen und wenn man in der Nähe der Boote taucht, sieht man Ölschlieren im Wasser. Die Besucher stellen sich auf die Korallen, brechen Stücke ab. Sie sind teilweise mehr daran interessiert Unterwasserbilder von sich gegenseitig zu machen, als die Schönheit der Natur zu genießen.











Sonntag, 14. Oktober 2012

Workcamps in Pekalongan

Liebe Leser, 

Workcamps finden meistens am Wochenende statt und werden von indonesischen und ausländischen Freiwilligen organisiert.
Es gibt einen Campleader, der sich zu verschiedenen Themen ein Projekt ausgedacht hat.
Mein erstes und zweites Workcamp behandelte zum Beispiel das imense Müllproblem in Indonesien.
Leider gibt es hier in Semarang keinerlei Umweltbewusstsein.
Für die Menschen ist es vollkommen natürlich ihren Müll dort fallen zu lassen, wo sie gehen und stehen.

Die Straßen sind gesäumt von Sambah (=Müll). Wenn die Indos in Semarang ihren Müll einsammeln, dann wird er an der Straße verbrannt. 
Das heißt, wenn man durch die Straßen unserer Stadt geht, trifft man immer auf irgendeine Wolke von brennendem Plastik. Ich habe mir mittlerweile angewöhnt, immer ein Tuch dabeizuhaben, das ich mit um Mund und Nase binden kann. Das Traurige ist, das viele der Menschen scheinbar nicht wissen oder sich nicht dafür interessieren, wie giftig diese Gase sind.
Schon kleine Kinder stehen stundenlang und immerwieder neben irgendwelchen brennenden Müllhaufen völlig ungeschützt und atmen den Rauch ein.
Ich habe das Gefühl, als Nichtraucherin habe ich meine Lunge in einem Jahr hier mehr vergrätzt als ichs in Jahren als Raucher hätte schaffen können.

Das zweite große Problem mit dem Müll ist, dass er auch sehr häufig einfach in einen der Kanäle geschmissen wird, die die komplette Stadt durchziehen.
Das bedeutet aber wiederrum, dass in der Regenzeit die Kanäle verstopfen und das Wasser auf den Straßen steht. Natürlich der perfekte Übertragungsweg für allerlei Krankheiten.
Außerdem sind diese Kanäle für die ärmeren Indos die einzige fließende Wasserquelle.
Das heißt, wir sehen oben auf dem Berg einen kleinen Jungen, der ins Wasser pinkelt. Ein paar Straßen weiter putzt sich ein Mann mit genau diesem Wasser die Zähne.

Eine weitere Gefahr ist der Fischfang.
Semarang ist eine Hafenstadt. Die Schmutzkanäle der Stadt und alle Abwässer der Batikfabriken werden direkt ins Meer geleitet.

Ungefiltert.

Und direkt vor der Stadt gibt es große Fischereien.

Genau diese Gefahren wollten wir versuchen, den Menschen näherzubringen.

Unser erstes Workcamp war leider weniger effektiv.
Im Prinzip sind wir mit einer Horde Schulkindern über die Straßen gelaufen und haben den Menschen, die drumherum standen und uns Weiße anstarren wollten, den Müll vor den Füßen weggesammelt.
Die fandens natürlich sehr lustig, dass hier ein paar Bulles kommen und ihren Müll in ihren Vorgärten wegzuräumen.
Auch unsere Plakate haben da nicht geholfen den Menschen verständlich zu machen, was der Sinn hinter unserer Aktion war.


Ich war besonders traurig, als ich herrausfand, dass die Kinder eigendlich garnicht wissen, was Müll überhaupt ist.

Ich bin mit einer Gruppe Kindern losgelaufen und hab ihnen erklärt (so gut das eben mit Zeichensprache geht), dass wir nun den Müll von den Straßen holen.

Die Kinder waren übermotiviert und hatten sehr viel Spaß, mit einer Gruppe von Weißen rumzulaufen und etwas zusammen zu tun.
Sie haben mir nach einer Minute ganz stolz ihre Tüten gezeigt, in die sie Dinge wie Bananenblätter, Steine und Holzstöcke gestopft hatten.
An den Plastikstrohhalmen, Bechern, Verpackungen und Aluresten sind sie einfach vorbeigelaufen.
Es hat eine Weile gedauert, bis ich ihnen erklärt hatte, was MÜLL überhaupt ist.

Irgendwann hab ich dann einem unserer Projektleiter gesagt, dass ich denke, dass das was wir tun, nutzlos ist, wenn wirs einfach nur tun, ohne das die Menschen verstehen warum wir es tun.
Der hatte dann die gloreiche Idee, dass ich mich doch einfach mal in die Mitte der Straße stellen soll und erklären soll, was wir hier machen, er würde dann übersetzten.
Ich habe dann fröhlich begonnen über Gesundheit und Haltbarkeitszeiten von Plastik zu erzählen.
Nachdem wir dann 1-2 Stunden, jenachdem, wie lange man durchgehalten hat, in der sengenden Mittagssonne bei ca. 35°C Müll von Betonstraßen und dem drumherum befindlichen Straßenstaub (Fußgängerwege gibts hier so nicht) aufgeklaubt hatten, steht ein kleines Mädchen vor mir, lächelt mich an, schmeißt ihren Müll auf dem Boden, dreht sich um und geht.

Solche Situationen können wirklich frustrierend sein.

Erfreulicher an diesem ersten Workcamp war das Mangroven pflanzen.

Mangroven am Strand verhindern durch ihre Wurzeln den Verlust von Landmasse und filtern und speichern das Wasser.
Den ersten Tag haben wir also damit verbracht, 7000 kleinen Mangroven ein Leben am Strand zu ermöglichen.



Das zweite Workcamp nannte sich ,,Free Doctor Day". 
Nur leider hatte unser Doktor abgesagt, d.h. wir haben mit den Kindern verschiedene Stationen rund um das Thema Gesundheit gemacht.
Es gab so grundlegende Sachen wir Zähneputzen oder Händewaschen zu erklären.
Wir hatten Malstationen, Englischstationen, Spielestationen und ich war in der Umweltstation.





Händewaschen lernen :)
 

Wir haben versucht, den Kindern durch eine Geschichte, die sie nachspielen mussten, zu erklären, wie ungesund Umweltverschmutzung ist.


Nach dem Workcamp hatte ich das Gefühl, dass wir wenigsten einen kleinen Denkanstoß an die Kinder geben konnten. Trotzdem müssen solche Wc immer und immer wieder gemacht werden, bis es irgendwann wirklich bei den Leuten ankommt. Momentan ist unsere Arbeit eher wie ein Tropfen auf den heißen Stein.